Gefängnisarbeit

Not treibt zu Gott!

Jambo (Hallo), ich bin Ruth, gebürtige Kielerin, aber seit 1985 in Likasi im jetzigen Kongo als Missionarin tätig. Ich freue mich sehr euch regelmäßig über meine Arbeit auf dem Laufenden halten zu können.

Auf den Ursprung der Gefängnisarbeit kann ich nicht zurückblicken. Die Missionare, die seit Mitte der 50er Jahre in Likasi tätig waren, haben mit diesem Dienst begonnen und ich mache damit weiter, weil die Versorgung der Gefangenen nach wie vor kritisch ist.

Die Wasserversorgung in Buluo ist gesichert

Im Stadtbereich Likasi gibt es zwei Gefängnisse. Buluo liegt etwas 7km von meinem Haus entfernt und etwas außerhalb der Stadt. Der Komplex ist mit der Anzahl der Zellen auf ungefähr 120 bis 150 Insassen ausgelegt. Im Moment befinden sich über 800 Gefangene dort. Die meisten sind aus anderen Gegenden dorthin überwiesen worden und haben keine Verwandten in der Nähe, die bei der Versorgung mithelfen könnten.

In Buluo ist der Vorteil, dass viel Land zu dem Gelände gehört.

Seit das Rote Kreuz vor einigen Jahren einen Brunnen bohrte und mit einer Pumpe versah, ist die Wasserversorgung gesichert und es kann das ganze Jahr über Gemüse angebaut werden. Das ist eine Hilfe bei der Versorgung und bringt etwas Abwechslung in den Speiseplan.

Bei beiden Gefängnissen ist die Regierung für die Versorgung der Gefangenen zuständig. Grundsätzlich beinhaltet das eine warme Mahlzeit pro Tag. Aber es gibt immer wieder Tage, an denen die Vorräte aufgebraucht sind und die Gefangenen gar nichts zu essen bekommen.

In Boma ist die Versorgung schlecht

Die letzten Direktoren in Buluo bekannten sich alle als entschiedene Christen. Da sind von den Insassen auch nie Beschwerden durchgesickert, dass die Lebensmittel von der Direktion veruntreut werden.

In Boma, dem zweiten, kleinerem Gefängnis war das anders. Uns kam zu Ohren, dass der Direktor die Hälfte des Maismehls zu seinem Haus gegenüber tragen ließ, sobald wir nach der Auslieferung weg fuhren. Die Ration für Boma für die höchstens 250 Insassen reicht, dass jeder gerade die Menge bekommt, bei der er sagen kann: „Ich habe gegessen!“ Wenn davon etwas weggenommen wird, ist die Portion unzureichend.

Mit dem Direktor zu reden, bringt nie etwas. Die Gefangenen würden nur noch dafür bestraft werden, dass wir von diesem Missstand erfahren haben, obwohl die Information gar nicht von ihnen kam.

So bleibt seither einer meiner Leute nach Auslieferung der Lebensmittel da, sieht zu, dass alle Lebensmittel „unter Wasser“ kommen und geht erst, wenn das Essen an alle Gefangenen ausgeteilt ist. Ich hatte es am Anfang nicht so mitbekommen, aber scheinbar erschallt jedes Mal, wenn wir mit den Lebensmitteln aufkreuzen der Ruf: „Wir haben gut gebetet. Es gibt etwas zu Essen!“ Die tägliche Nahrung ist für viele keine Selbstverständlichkeit, ob innerhalb der Gefängnisse oder außerhalb. Da bin ich dankbar, dass ich bisher von den Spenden aus Deutschland mithelfen konnte, die Not etwas zu lindern.

Not treibt zu Gott

Die Gefängnisarbeit umfasst aber insgesamt zwei Dinge: die körperliche Speise und die geistliche Versorgung. Unsere Evangelisten stoßen auf offene Türen und offene Herzen, wenn sie an den Sonntagen bei den Gottesdiensten in beiden Gefängnissen predigen. Gott redet in der Zeit der äußeren Not zu Einzelnen und Menschen machen einen Neuanfang. Wir können ungehindert christliche Literatur weitergeben und haben auch Bibliotheken eingerichtet. Da gibt es immer Schwund, wenn Bücher nicht zurückgebracht werden, jemand sie bei der Entlassung mitnimmt oder sie einfach zerlesen werden. Für große Verteilaktionen von Bibeln in den Gefängnissen fehlen die Finanzen, aber ab und zu bekommen Einzelne dann auch ihre Bibel.

Für mich ist es eher schwierig, mit den Gefangenen ins Gespräch zu kommen. Zu meiner Sicherheit ist meist eine Aufsichtsperson in meiner Nähe, sodass persönliche Gespräche nicht wirklich möglich sind.

Die afrikanischen Brüder, die mitkommen, haben dazu mehr Gelegenheit. Gerade auch Lambert, der dann wegen der Essensüberwachung in Boma bleibt. Er konnte die Zeit schon oft für seelsorgerliche Gespräche nutzen, Männern helfen, ihr Leben wieder mit Gott in Ordnung zu bringen oder auch vereinzelt mit Insassen beten, wenn sie sich für den Herrn Jesus entscheiden wollten. Ich bin dankbar, dass Gott ihm Weisheit bei den Begegnungen schenkt und wir dürfen auch hier sehen, dass Sein Wort nicht leer zurückkommt!

In unserem Herrn verbunden

Eure Ruth